Adelaide Albuquerque aus Witten, 43 Jahre

„Meine Angst vor der OP war riesig. Ich fürchtete, bilnd zu werden“

Adelaide Albuquerque (43) blickt nachdenklich aus dem Fenster ihrer Wohnung in Witten (NRW). Fast vier schreckliche Jahre liegen hinter ihr. Jahre voller Sorgen. Würden die Ärzte ihr Augenlicht retten können? Ihr Mann Antonio (46) legt seine Hand auf ihre Schulter. „Schatz, alles wird gut. Du wirst nie wieder Grauen Star bekommen. Nie mehr im Leben! Ist das nicht schön?“

„Alles fing vor vier Jahren an, als meine Mutter gestorben ist“,  beginnt die gebürtige Portugiesin zu erzählen. „Das war ganz schlimm für mich.“ Ein paar Monate nach der Beerdigung fühlt sich Adelaide Albuquerque plötzlich krank. In ihrem Mund hatten sich seltsame Pickel gebildet. Erst einer, dann immer mehr. Später bluten diese Pickel auch noch. „Anfangs dachte ich, es wäre Herpes. Deshalb bin ich auch nicht zum Arzt gegangen. Doch nach drei, vier Wochen wurde es immer schlimmer. Zum Schluss konnte ich gar nicht mehr sprechen. Da habe ich dann meinen Hausarzt aufgesucht.“ Der schickt seine Patientin direkt zum Hautarzt, doch der überweist die Wittenerin direkt in die Universitätsklinik Essen. „Inzwischen hatte ich diese blutenden Pickel am ganzen Körper“, erinnert sich Adelaide Albuquerque.

Nach drei Wochen voller Untersuchungen steht die Diagnose dann endlich fest: Pemphigus vulgaris, eine Immunstörung des Körpers. „Vermutlich hatte der Stress nach dem Tod meiner Mutter die Krankheit ausgelöst“, weiß die 43-Jährige inzwischen. „Acht Monate hatte es gedauert, bis ich endlich wusste, woran ich litt. Anfangs dachte ich sogar, ich hätte Krebs. Daran war ja auch meine Mutter gestorben.“ Antonio Albuquerque nickt. „Ich habe mir in dieser Zeit große Sorgen um meine Frau gemacht.“

Für fünf Wochen wird Adelaide Albuquerque stationär aufgenommen und mit Cortison behandelt – die einzige mögliche Therapie gegen Pemphigus vulgaris. Über zwei Jahre muss sie das Medikament danach noch einnehmen. „Meine Ärzte haben mir immer geraten, regelmäßig die Augen untersuchen zu lassen.“ Denn eine unerwünschte Nebenwirkung der Behandlung mit Cortison ist … der Graue Star!

„Nach einem Jahr bemerkte ich einen Schleier vor meinem linken Auge. Es war, als ob ich in einen beschlagenen Spiegel blickte“, berichtet die quirlige Wittenerin. Erst war das linke Auge betroffen, später auch das rechte. „Es passierte ganz allmählich. Anfangs habe ich mir immer das Auge gerieben, weil ich dachte, ein Fremdkörper sei darin. Dann habe ich dauernd meine Brille geputzt. Aber es wurde nicht besser. Schließlich bin ich zum Augenarzt gegangen und der hat dann gesagt: ‚Das ist der Graue Star’ Ich war schockiert! Meine Großmutter hatte auch darunter gelitten. Eine Operation ging bei ihr schief, sie wurde blind. Und nun litt ich 30 Jahre später unter der gleichen Krankheit!“

Von da an war im Leben der sonst so fröhlichen Portugiesin nichts mehr wie früher. „Bei Sonnenschein ging ich nur mit einer dunklen Sonnenbrille raus. Schon bald konnte ich nachts kein Auto mehr fahren, weil mich die Scheinwerfer der entgegenkommenden Autos so blendeten. Ich konnte die Zeitung nur noch mühsam mit einer starken Lupe lesen, Kino, Fernsehen – das alles ging nicht mehr. Ich sah ja nichts mehr … Zum Schluss reichte nicht einmal mehr die Lupe zum lesen.“ Adelaide Albuquerque zieht sich immer mehr zurück. „Ich hatte überhaupt keine Lust mehr, abends mit meinem Mann auszugehen.“ Eines war für die zweifache Mutter besonders bitter: Weil ihre Kinder Daniela (22) und Kevin (17) in Portugal leben, halten die Eltern Kontakt zu ihnen vor allem per eMail. „Wegen meiner schlechten Augen konnte ich nicht mal mehr die Mails lesen oder ihnen schreiben. Ich hatte furchtbare Angst, völlig zu erblinden.“

Doch eine andere Angst war noch stärker als die vor der Blindheit: Die vor einer Operation! „ Mein Mann riet mir die ganze Zeit dazu, meine Tochter, die in Portugal Zahnmedizin studiert, bekniete mich – aber ich wollte nicht. Zu groß waren meine Sorgen, bei einer OP könnte etwas schief gehen. Hätte ich damals gewusst, dass mit der neuesten Kleinstschnitt-Operationstechnik nur noch ein kleiner Stich von der Größe eines Stecknadelkopfes zur Beseitigung des Grauen Stars nötig ist, wäre mir die Entscheidung für die Operation deutlich leichter gefallen.“ Erst ein Urlaub in Portugal brachte die Wende. Adelaide Albuquerque, die seit 33 Jahren in Deutschland lebt, reiste ohne ihren Mann in die Heimat.  „Ich musste allein Auto fahren, bekam dabei schreckliche Kopfschmerzen. Es war furchtbar. Ich habe nichts mehr erkannt. Da war mir plötzlich klar: Jetzt muss unbedingt etwas gemacht werden!“

Zuhause angekommen führt Sie der Weg in die Universitäts-Augenklinik Bochum-Langendreer, dort findet die Operation statt. Durch einen nur 1,8 Millimeter breiten Schnitt wird eine künstliche Linse aus hydrophilem Acryl anstelle der trübe gewordenen natürlichen Linse ins Auge eingebracht. Durch die nur winzige Öffnung ist die Belastung für die Patienten extrem gering, die Hornhaut bleibt praktisch unversehrt und schon nach ein paar Tagen ist der Schnitt restlos verheilt. 

„Vor dieser Operation haben die meisten Patienten Angst – weil es ums Auge geht“, weiß Oberarzt Dr. Peter Breil (XX) aus langjähriger Erfahrung. Rund 2.000 künstliche Linsen hat der Mediziner bislang implantiert. „Die Aufgabe von uns Ärzten ist es auch, diese Angst zu nehmen.“ Denn der Eingriff ist in der Regel unkompliziert. „Das ging total schnell“, erinnert sich Adelaide Albuquerque an den Tag der Operation. Morgens ging es in die Klinik, Mittags war die Operation, am Nachmittag wurde das Auge noch einmal untersucht und dann konnte die Wittenerin auch schon wieder nach Hause. Ein Moment wird jedoch ihr Leben lang unvergesslich bleiben: Als sie das erste Mal das operierte Auge aufschlug. „Plötzlich sah ich alles wieder ganz scharf und klar. Direkt nach der Operation! Es war einfach großartig! Ich war überglücklich.“

Lächelnd wirft Adelaide Albuquerque einen Blick auf den Couchtisch. Dort liegt die Zeitung, daneben der Korb mit Garn und Häkelnadeln. „Ich bin so froh, dass ich endlich wieder alles machen kann, was ich will. Ich kann wieder lesen, kann wieder sicher Auto fahren und kann auch wieder handarbeiten. Das war drei Jahre lang nicht möglich. Meine Lebensqualität hat sich erheblich verbessert“, so die 43-Jährige. Und die Lupe? „Die liegt jetzt in der Kommode. Ich brauche sie ja nicht mehr!“, sagt die fröhliche Frau aus dem Ruhrgebiet schmunzelnd. „Inzwischen kann ich über meine Angst, die ich vor der Operation hatte, nur lachen. Aber ich frage mich immer wieder: Was wäre mir alles erspart geblieben hätte ich mich früher operieren lassen.“

Oft schweifen Adelaide Albuquerques Gedanken in diesen Tagen wieder zu ihrer Großmutter. „Ich finde es sehr schade, dass es vor 30 Jahren noch keine derartigen Operationen gab. Sie konnte zum Schluss nicht mehr sehen, verlor den Lebensmut und wurde bettlägerig“, sagt die zweifache Mutter leise und es scheint, als ob eine winzige Träne über ihre Wange läuft. „Es ist schön, dass es heute so etwas gibt. Das ist wirklich ein Segen…“

 

 

Zusatzinformationen

Thema: Grauer Star
Behandlungs-
methode:
MICS Operationstechnik mit 1,8 mm Injektionslinse
Klink: Augenklinik der Universität Bochum-Langendeer
Chefarzt: Prof. Dr. Burkhard Dick
Behand. Arzt: Dr. Peter Breil
Datum: Juni 2009
Infos: www.injektionslinse.de
www.kk-bochum.de
MICS-Hotline: 0800 333 05 33(0 ct/Min.)

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Dr. Peter Breil
Oberarzt der Augenklinik
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Leitende Oberärztin an der
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